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»Hier, während ich kurz Getränke hole, kannst Du schon mal fühlen!«, sagte Helge, drückte mir einen diskreten, weißen Karton in die Hand und verschwand. Huch, was? Behutsam glitten meine Finger über die Verpackung. Fühlte sich sehr gut an. Flauschig. Das Logo des Ex-Pornostars ist darauf geflockt. Ex-Pornostar? Jo. Keine Sorge, ist kein Sex-Spielzeug, sondern ein Gin.

Wie kam diese Situation überhaupt zustande? Weiß ich gar nicht mehr so genau. Helge meinte, er habe einen Gin für mich, weil ich doch so ein ein Liebhaber der Spirituose bin. Dieses Angebot lehnt man ja nicht einfach ab. Denn wann bekommt man schon mal so einen hübschen Londoner in die Finger. Das muss man ausnutzen. Und ausprobieren muss man den natürlich sowieso.

Was ist drin?

Dieser London Gin besteht aus ziemlich pornösen Zutaten, weshalb er auch nicht zu jedem Tonic passt. Aber dazu später mehr. Die Basis des Ex-Pornostars besteht aus dreifach destilliertem Getreidebrand. Da Peter Bichler – der Produzent dieses Gins – sich vorzugsweise in Tirol rumtreibt, mischt er dem ehemaligen Horizontalgewerbe-Gin natürlich ausschließlich reinstes Tiroler Bergquellwasser hinzu.

Wacholderbeeren dürfen bei einem richtigen Gin natürlich nicht fehlen. Die toskanischen Beeren, mit ihrer süß-pfeffrigen Note, werden nur in sehr geringen Mengen geerntet. Die Ironie hierbei: der Wacholder stammt aus einem Quell der Enthaltsamkeit: der Region um das Kloster »La Verna«! Soweit so gut. Nette und natürliche Zutaten, aber jetzt fehlt es dem ganzen schon noch an besonderer Spritzigkeit.

Für die Spritzigkeit sorgen Himbeeren. Diese reifen an Steilhängen in Südtirol. Hier ist an maschinelle Hilfsmittel natürlich gar nicht zu denken. Also bleibt einem nur Handarbeit. Hinzu kommt noch der Geschmack von kräftigem Libanon-Zedernholz. Das findet man vorzugsweise in der Türkei. Natürlich wird dieses Holz hier, in der Stadt mit dem wohl bekanntesten Rotlicht-Bezirk – Hamburg – händisch zu hauchdünnen Holzlocken gehobelt.

Was heißt das nun aber genau? Was hab ich davon? Ganz einfach: der Gin kommt während des gesamten Herstellungsverfahrens nicht ein einziges Mal mit künstlichen Materialen in Berührung. Es ist also eine wirklich naturbelassene und durchweg handgemachte Spirituose ohne künstliche Aromen, Farbstoffe oder Zucker. Sehr gut. Kein Zuckerzusatz. Ist also auch noch gesund. Okay, mehr oder weniger. So gesund Alkohol eben sein kann.

Wie sieht’s aus?

Wie ich eingangs schon erwähnte: schon der Karton fühlt sich wunderbar an. Lediglich die weiße Farbe stört mich ein wenig, da so die Wellpappenstruktur deutlich erkennbar wird. Die Beflockung ist aber wirklich schön. Auch die Flasche – ebenfalls handbeflockt – macht einiges her. Ein neckisches Logo – ich werde da jetzt nicht weiter drauf eingehen – ziert das schwarze Etikett. Der Inhalt: 500ml, bei 48 Umdrehungen.

Allerdings muss ich dazu sagen, dass meine Flasche aus der letzten Abfüllung stammt, die frischste Abfüllung kommt nun in einer sehr edlen, schwarzen Steingut-Flasche, wie man sie bereits von Gin Sul kennt, daher. Nur wirkt dieses matte Schwarz auf mich wesentlich hochwertiger, als die grau-glänzende Buddel.

Der Naturgin selbst ist kristallklar, wie man es von Gin gewohnt ist. Natürlich wird jede Flasche individuell abgefüllt, mit händisch ausgefülltem Etikett. Abfülldatum, Destiller, Charge und Flaschennummer sind hier verewigt. Hier erkennt man deutlich die Liebe, die in diesem Gin steckt.

Was ist da los?

Produziert wird der Gin immer nur in kleinen Mengen – ist ja auch klar, bei so viel Handarbeit – daher ist er schon was besonderes. Für einen Preis von 40€, eine wunderschöne Verpackung und einen wirklich fabulösen Geschmack kann man sich diesen edlen Tropfen allerdings durchaus mal gönnen.

Auch wenn der Name »Ex-Pornostar« schon ziemlich reißerisch ist. Vielleicht auch zu sehr in Your Face, wer weiß das schon. Dennoch finde ich, dass er schon sehr gut passt. Der Gin basiert komplett auf Natürlichkeit und Handarbeit. Was ist natürlicher als Sex – mal davon abgesehen, dass das ebenfalls viel Handarbeit mit sich bringt? Wenn man das dann gewerblich betreibt, nun ja, dann ist rutscht man halt schon sehr schnell ins Pornobusiness ab. Wenn man’s eben kann, ist das doch vollkommen legitim.

Wie schmeckt’s?

Die fruchtig-süße Himbeernote vereinigt sich während der Mazerierung mit dem knackigen Geschmack des Zedernholzes. Zusammen mit dem frischen Wacholder entsteht eine kräftige Geschmacksnote mit frischen holzig-fruchtigen Aromen. Sehr harmonisch. Sehr puristisch. Der Gin ist das perfekte Beispiel für die Devise »Weniger ist mehr«!

Das einzige Problem: der ehemalige Pornodarsteller kann nicht mit jedem Tonic. Denn er bringt doch einen sehr speziellen Geschmack mit sich. Wichtig ist ein dezentes und feinperliges Tonic, um eine harmonische Gesamtkomposition zu erhalten.

Ich empfehle das blumige Tonic von Windspiel. Der zusätzliche Hauch Zitrone rundet den Geschmack des Gins perfekt ab. Allerdings bekommt man das nur vereinzelt. Als Alternative kann ich Fever-Tree Mediterranean Tonic Water empfehlen. Aber nicht das Indian Tonic, das zerfickt den Gin leider komplett.

Thomas Henry überdeckt den Geschmack des Gins zu sehr. Schweppes hingegen unterstreicht die Süße des Gins so stark, dass ich mir auch einfach gleich ‘ne Zuckerstange in den Rachen schieben könnte. Die feinen Aromen gehen hier leider zu stark verloren. Von Fentiman’s war ich auch nicht sonderlich angetan.

Fazit.

Falls Du Dir jetzt übrigens vorstellst, dass ich ein paar Flaschen Tonic verhaftet hab, um mich mit denen und dem Gin gemeinsam in einer dunklen Ecke zu vergnügen, nun ja, dann hast Du wohl genau ins Schwarze getroffen.

Jedenfalls stellte ich fest, dass er Gin einiges auf dem Kasten hat. Für die gebotene Qualität ist der Ex-Pornostar ein echtes Schnäppchen. Wer experimentierfreudig ist, den wird dieser Gin wirklich befriedigen. Zitrusnoten gibt es zuhauf. Beerig-holzige Noten hingegen habe ich bei noch keinem Gin geschmeckt. Echt was besonderes also. Vor allem, weil pro Charge lediglich um die 100 Flaschen abgefüllt werden. Macht sich gut im Spirituosenregal. Kommt allerdings auch sehr gut im Glas.

Cheers!

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Dieser Blogartikel ist gesponsert und somit Werbung. Ex-Pornostar hat mir freundlicher Weise ein kleines Probierpaket zusammengestellt.

Join the discussion 3 Kommentare

  • helge sagt:

    geschmacklich eine treffsichere kritik; eine gar zu köstliche beschreibung! professionell-verführerische detailaufnahmen: ich bin mehr als angetan!!!!

  • Janine sagt:

    Ein mega guter Beitrag.Wenn ich GIN mögen würde wäre ich sehr angefixt Ihn zu kaufen 😉

    Liebe Grüße
    Janine // http://www.traummelodiie.de

    • Moin Janine,
      Danke für das Kompliment!
      Aber schade, dass Du keinen Gin magst, vielleicht hast Du ja aber einfach nur noch nicht den richtigen gefunden? Gins können ja sehr unterschiedlich schmecken. Skin Gin beispielsweise schmeckt eigentlich nur nach Zitrusfrüchten. Nipp doch einfach ab und zu Mal bei Freunden am Glas, wenn die sich ‘nen Gin-Tonic bestellen 😉
      Cheers!
      Jan

helge antworten Abbrechen.