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Ich riss das bunte Papier vom Karton. Darin fand ich einen großen Topf. In dem anderen waren ein paar Flaschen. Hä? Was soll das? Doch dann klärte es sich auf. Mein Geburtstagsgeschenk war eine Braubox von den Besserbrauern.

Oh mein Gott, wie cool ist das denn? Ich liebäugelte schon länger damit, konnte mich aber nicht dazu durchringen. Muss ich ja nun nicht mehr. Ich wuselte direkt in die Küche.

Dem Do-it-Yourself-Kit liegt eine kleine Anleitung bei, die jeden Arbeitsschritt recht verständlich und anschaulich – ab und zu auch mit Illustrationen – beschreibt. Der Gärballon wirkt ziemlich robust, selbst an Sterilisation der Utensilien wurde gedacht. Auf den ersten Blick überzeugt die Braubox.

Leider war mein Thermometer zerbrochen, als ich es auspackte, weiß nicht, ob ich daran Schuld war, oder ob das beim Transport passiert ist. Mist.

Was ist aber noch so dabei? Generell besteht die Braubox aus Gärballon, Sterilium und Kleinkram, wie Schläuchen. Natürlich sind aber auch alle nötigen Zutaten dabei: ein großer Sack Malz, eine kleine Tüte Hopfen und ein kleiner Beutel Hefe.

Leider ist das Malz nur »Malzmischung« betitelt. Schade, ich neugieriger Bub hätte gerne gewusst, was genau in meinem India Pale Ale (IPA) drin ist. Nun ja, ist ja auch verständlich. Geheimrezept und so.

Was ich aber auch schade finde, ist die Tatsache, dass der Hopfen aus Pallets besteht – einfach, weil ich es ziemlich cool gefunden hätte, wenn ich ganzen Hopfen in den Topf werfen könnte. Na gut, wie soll das auch anders realisierbar sein? Frischer Hopfen schimmelt irgendwann, tiefgefrorener Hopfen ist logistisch wohl nicht machbar. Also eben Hopfen-Pallets. Immerhin besser als Hopfenextrakt.

Brautag.

Los geht’s. Ich verschlang die Brauanleitung regelrecht und stürmte in die Küche. Scheppernd kramte ich alles aus den Schränken, was ich so benötigte. Zwei große Töpfe. Ein grobes Sieb. Trichter. Messbecher. Alles da. Kann losgehen.

Wir beginnen mit dem Maischen. Wie das in groß funktioniert, hab ich ja letztes Jahr bereits erörtert. Ich erhitzte das Wasser auf 69°C und rührte das Malz unter.

Eigentlich ging ich davon aus, dass das einfach wird. Naja, weit gefehlt. Meine Herdplatte wollte nicht so, wie ich wollte. Ich sollte die Temperatur nämlich zwischen 65 und 69°C halten. Huiuiui. Das war anstrengend.

Eine geschlagene Stunde lang war ich damit beschäftigt, die Maische umzurühren, von der heißen Herdplatte zu nehmen, damit sie nicht überhitzt, um sie kurze Zeit später wieder auf die Herdplatte zu stellen, damit sie nicht auskühlt. Puh. Hat aber alles geklappt.

Anschließend ging es daran, den Malzzucker auszuwaschen. Läutern nennt sich das. Ich kippte die Maische von einem Topf zum anderen. Ich hatte das Gefühl, dass der zweite Topf zu klein sein könnte. War er auch. Naja, kippe ich das halt in zwei Bottiche und kippe es dann wieder zurück, um das ganze zu wiederholen – natürlich mit der doppelten Menge Wasser, den Nachguss hab ich nämlich nicht mit einberechnet.

Egal, klappte am Ende alles.Übrig blieben Treber und Bierwürze. In geistiger Umnachtung wollte ich die Würze wegschütten. Ein Glück habe ich mich schnell wieder gefangen, bevor ich handeln konnte. Wie schmeckt das jetzt eigentlich? Sehr süß. Eigentlich wie Malzbier.

Während des Hopfenkochens buk ich ein Brot aus dem Treber – netterweise liefert die Braubox das Rezept dazu gleich mit! Ich brachte die Würze zum kochen und warf etwas Hopfen hinein. Diesen Vorgang wiederholte ich noch mehrfach. Warum? Damit das Bier nicht so bitter wird. Hopfen verhält sich nämlich wie Tee: je länger er zieht, umso bitterer wird er.

Nach einer Stunde war auch der Teil des Brauens vollbracht. Hab ich in den letzten drei Stunden eigentlich mal gesessen? Ich glaube nicht. Schnell die Würze abkühlen lassen. Ich füllte meine Spüle randvoll mit Wasser und Eiswürfeln und stellte den Topf hinein. Irgendwie war so ein Chaostag. Ich hab die Wasserverdrängung nicht berücksichtigt. Zack: Küche überflutet.

Kurz den Boden gewischt musste ich ja auch schon weitermachen. »Sterilisieren« ist das Stichwort. Natürlich hab ich keine Lust, dass mein Bier nichts wird, weil ich unsauber gearbeitet habe. Also fülle ich die mitgelieferten Kügelchen in lauwarmes Wasser und werfe alles hinein, was ich nun brauche. Etwas befremdlich war es schon, dass diese trübe Sterilium-Mischung leicht dampfte. Ach wird schon schiefgehen. Kurz noch mit klarem Wasser abspülen. Fertig.

Wie schmeckt das Bier jetzt? Ziemlich bitter. Mal sehen, was da nun draus wird. Ich filtere alles nochmal durch das Sieb, während ich alles durch den Trichter in die Gärflasche fülle. Hab ja keine Lust auf trübes verhopftes Bier. Noch kurz die Hefe hinzugeben und den Gärstopfen in die Flasche stopfen. Jetzt ist warten angesagt. Eine Woche lang.

Ich stellte die Gärflasche unter die Spüle. Soll nämlich dunkel stehen, damit die Hefe in Ruhe arbeiten kann. Wenn ich ehrlich bin, gefiel mir das noch nicht so gut. Sah aus wie dunkle Karamellmilch. Ich beobachtete das. Zwei Tage später hat sich das gelegt. die Hefe setzte sich am Boden ab und man konnte die typisch rötliche Ale-Farbe erkennen. Ein Glück!

Was ist eigentlich aus dem Brot geworden? Nun ja. Wie ich schon erwähnte: Chaostag. Hab mich nach dem Brauen kurz aufs Sofa geworfen und bin natürlich weggedöst. Das führte dazu, dass ich gegen Mitternacht einen großen schwarzen Kohleklumpen aus dem Ofen holte. Konnte es jedoch trotzdem nicht lassen, das Brot anzuschneiden. Das Brot an sich schmeckt wirklich gut. Nur die verkohlte Kruste ist nicht so meins.

Abfüllen.

Die Woche ist rum. Zeit zum Abfüllen in Flaschen! Nebenbei habe ich natürlich Etiketten drucken lassen – die Eitelkeit konnte ich mir nicht verkneifen. Was passiert nun? Ich mischte eine Zuckerlösung, die während der Flaschenreifung zu Kohlensäure verarbeitet wird. Vorher sterilisierte ich alles wichtige: Topf. Messbecher. Flaschen. Bierpumpe.

Anschließend pumpte ich das Bier aus der Gärflasche in den Topf zur Zuckerlösung. Ging erstaunlich gut, musste nur drauf aufpassen, dass ich an der Hefe vorbeipumpe.

Das war der dramatische Part. Jetzt kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Einfach die Pumpe ansetzen und das kohlensäurearme Bier in die Flaschen pumpen. Wie schmeckt es eigentlich inzwischen? Wie ein richtiges IPA. Nur mit recht wenig Kohlensäure. Aber trotzdem sehr fruchtig. Das Abfüllen in Flaschen wäre zu zweit wohl etwas einfacher gewesen, musste nämlich ständig darauf achten, die Flaschen nicht umzuwerfen.

Klappte aber alles. Nun noch fix mit Kronenkorken verschließen und mit Etiketten bekleben. Man. Würde jetzt super gerne schon eins trinken, aber nein, mein IPA muss noch drei Wochen in der Flasche reifen.

Schade. Bin so gespannt, wie das wird! Ich werde aber definitiv berichten! Nun reinige ich aber mal die Küche vom Chaos, dass ich hinterlassen habe.

Fazit.

Die Braubox ist für Einsteiger definitiv genau das richtige. Beim »Rundum sorglos«-Paket ist wirklich alles nötige dabei, man kann also direkt loslegen. Aber in normalen Haushalten ist das meiste auch so durchaus vorhanden.

Die Brauanleitung ist leicht verständlich geschrieben und lässt keine Fragen während des Brauprozesses offen. Man erfährt immer, warum man welchen Schritt gerade ausführt. Sehr angenehm.

Lediglich die Tatsache, dass nicht genau aufgeschlüsselt ist, welche Malz-, Hopfen- und Hefesorte verwendet wird, finde ich schade. Ach ja, was mich auch stört: die Gärflasche ist riesig und somit nur mühsam zu reinigen. Aber das ist eher eine Befindlichkeit als ein Minuspunkt.

Mich dürstet es nun natürlich nach mehr. Ich will mein eigenes Bier. Und glaube, dass ich das nach ein oder zwei weiteren Brauvorgängen durchaus angehen könnte.

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