Foto von Christian Haugen
Seit nunmehr über zwei Monaten bin ich ein voll ausgebildeter Mediengestalter. Nachdem die Prüfung in ganz Deutschland nun vollends beendet ist, werde ich einmal darüber berichten.
Wie läuft so eine Prüfung ab? Zunächst hat man einen Tag vollgeknallt mit theoretischen Prüfungen. Vier an der Zahl. Die Konzeptioner und Visualisierer zusammen mit den Gestaltern und Techikern und den Beratern und Planern. Die Aufgaben nicht immer ganz logisch durchdacht – ein Mediengestalter mit dem Schwerpunkt »Digital« kann mit Themen wie »Rollenoffsetdruck« natürlich recht wenig anfangen, trotzdem muss er die Aufgabe beantworten.
Okay, fairerweise muss man sagen, dass pro Prüfung zwei von zwölf Themen gestrichen werden dürfen, sodass man in eineinhalb Stunden effektiv zehn Themen beantworten muss. Ich muss ja sagen, dass ich vor der Theorie am meisten Angst hatte. Ist einfach nicht so meins. Trotzdem hab ich die recht gut bestanden.
Im Anschluss an die theoretische Prüfung bekommt man die praktischen Aufgaben ausgeteilt. Das war etwas spooky, denn ich träumte am Tag vor der Prüfung von einem Zoo als Thema der Prüfung. Ich öffnete den Umschlag und las nur: »Der Sambasia-Park ist ein Zoo in Nürnberg…«.
Von da an hatte ich also vierzehn Tage Zeit ein Konzept für den Sambasia-Park zu entwickeln. Genauer gesagt für die Sparte der Tierpatenschaften. Zunächst wurde also ergründet, gegen wen sich der Sambasia-Park in näherer Umgebung behaupten muss. Viel Konkurrenz gab es da aber nicht. Ziel der Tierpatenschaft ist es, die Zoobesucher dauerhaft und plichtbewusst an den Park zu binden. In erster Linie sind Kinder und Jugendliche die Hauptzielgruppe. Diese beeinflussen dann ihre Eltern zur Übernahme einer Patenschaft.
Um den Bereich der Tierpatenschaften vom restlichen Zoo abzugrenzen, war es die Aufgabe ein Label, welches die Wortmarke des Tierpark-Logos enthält, zu kreieren. Nach zahlreichen Versuchen ein Kind und ein Herz bzw. ein Kind und ein Tier in harmonischer Form miteinander zu kombinieren, kam mir der Gedanke eines Koalabären als Zeichen für den Tierschutz. Der steht in Beziehung zum Logo des Sambasia-Parks – denn dies beinhaltet ein Känguru – und spricht durch sein Kindchenschema Kinder und Jugendliche an. Rot steht für Wärme und Liebe, also die perfekte Farbe für eine Patenschaft. Das kurze Wort »Tierpaten« ist für Kinder leichter zu lesen und trotzdem direkt verständlich.
Nachdem nun sämtliche Label-Definitionen wie der Schutzraum, die Farbvarianten und die Mindestgröße definiert wurden, ging es daran, die Farbwelt zu gestalten. Das Grün des Sambasiaparks wurde übernommen, um das Labelrot ergänzt, um einen spannenden Komplementärkontrast zu erzeugen. Ein warmes Orange dient als Akzentfarbe. Die erlaubten Farbabstufungen gilt es ebenfalls zu berücksichtigen. Weiterhin muss eine Headline-, eine Fließtext- und eine Ersatzschrift (für Monitoranwendungen) samt Gewichtungsregeln definiert werden. Ist dies auch erledigt, steht eigentlich schon das Grundgerüst für die weitere Gestaltung.
Die Formensprache sollte sich nach Möglichkeit aus dem Logo ergeben, die Bildwelten aus dem eigentlichen Thema. Um das ganze noch abzurunden und die Kommunikation des Parks zu stärken, entwickelte sich in den zwei Wochen auch noch Koali. Koali ist das neue Maskottchen der »Sambasia-Park Tierpaten«. Zum Schluss noch kurz das Gestaltungsraster erklärt, um schlussendlich diverse Anwendungsbeispiele zu zeigen. Das ganze in zwei Wochen zu schaffen ist knapp bemessen aber dennoch möglich.
Mein größtes Problem war zuerst das Verständnis. Die Aufgabe war nicht klar verständlich, beim Wort »Label« begann das schon. Schlussendlich bin ich der Meinung, dass es ein Logo für die Submarke des Sambasia-Parks ist.
Das ganze musste dann noch professionell gedruckt und gebunden werden, zusätzlich noch mehrfach in digitaler Form vorliegen. Nach Abgabe dieser Designkonzeption gilt es noch zwei kleine Teilmedienprodukte zum selben Thema zu gestalten. Zum einen war das bei mir eine Landingpage und eine Bildkartenserie bestehend aus drei Motiven. Ein Klacks. Nur die Zeit war mit sechs und zwei Stunden hier doch sehr sehr knapp bemessen. Da hab ich doch glatt meine Formensprache ignoriert. Im Druck der Karten fiel mir dann zusätzlich noch auf, dass ich ein falsches Orange definiert hab. Naja. Passiert.
Ende Januar kam dann nochmal der wirklich schlimmste Part. So dachte ich. Die Präsentation der Konzeption. Ich war der letzte Präsentant an diesem Tag. Ich saß da und saß da und saß da, ehe meine Vorrednerin vollkommen verspätet aus dem Präsentationsraum kam. Vollkommen aufgelöst meinte sie nur »zum Schluss machen die Dich richtig fertig, die stellen so scheiß Fragen!« Na das war ja eine super Motivation.
Nachdem sie ihre Noten bekommen hatte – sie hat natürlich trotzdem gut bestanden – war ich an der Reihe. Ich stellte mich da hin, war recht entspannt und begann damit mich vorzustellen. Dann erwähnte ich, dass ich davon ausgehe, dass das Konzept bereits gelesen wurde (im Nachhinein erfuhr ich, dass das für Verblüffung sorgte. Wurde aber positiv aufgenommen).
Also baute ich auch meine Präsentation etwas anders auf. Ich erklärte kurz mein Design, zeigte das dann immer an den diversen Anwendungsbeispielen, sprach meine Fehler offen an und »tänzelte« durch den Raum. Mal vorne zum Ausschuss, mal zurück zum Rechner. Am Schluss war die einzige Farbe, warum Koali so »mausgrau« sein müsse. Ich meinte, dass Koalas nun mal grau sind, dann durfte ich rausgehen, damit die drei Leute sich beratschlagen konnten.
Das dauerte nicht lange. Ich stand also wieder vor drei wichtigen Leuten und wurde gelobt, ehe mir meine Note mitgeteilt wurde. Mit Lob kann ich ja nicht so umgehen, aber ich musste grinsen. Ich freute mich riesig. Ich hatte meine Ausbildung beendet und mir viel mehr Stress gemacht, als nötig gewesen wäre.
Also ein Tipp an alle zukünftigen Prüflinge im Bereich »Mediengestaltung«: Ruhe bewahren, Tee trinken und einfach alles hieb- und stichfest begründen können.
Ich häng mein Konzept einfach mal an diesen Eintrag an, vielleicht hilft es ja dem ein oder anderen bei seiner Prüfung.
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